Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest e.V.

Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest

Historischer Rückblick, Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Impulse für die Zukunft

Seit einem halben Jahrhundert sind die Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest für Mitgliedsunternehmen und ihre Mitarbeitenden in Sachen Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit engagiert. Dieses besondere Ereignis wurde am 4. September 2024 gemeinsam mit rund 100 Gästen im NINO-Hochbau in Nordhorn gebührend gefeiert.

Talkrunde zwischen Mitarbeitenden aus Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit sowie dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jan Koops (Mitte) zu Entwicklungen in den vergangenen Jahren, aktuellen Herausforderungen sowie zukünftigen Trends im Bereich Gesundheitsschutz. Quelle: Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.

Historischer Rückblick: Von der Gründung zum regionalen Gesundheitsnetzwerk

Die Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest blicken auf eine beeindruckende Entwicklung seit ihrer Gründung am 1. Dezember 1974 zurück. Als „Betriebsarztzentrum Nordhorn“ gegründet, schlossen sich auf Initiative des damaligen Textilsyndikus Dr. Aloys Schaefer, sieben große Unternehmen der Region zusammen, darunter die Textilbetriebe NINO, Povel und Rawe sowie die Bentheimer C. Deilmann AG, um eine umfassende arbeitsmedizinische Betreuung für insgesamt 10.000 Beschäftigte sicherzustellen. Unter der Leitung von Dr. Gerhard Frommolt stand dafür ein kleines Team von drei Arbeitsmedizinern, einer medizinisch-technischen Assistentin und einer Arzthelferin bereit. Die Leitung ging drei Jahre später auf seinen Sohn Dr. Andreas Frommolt über.

Am 4. Juli 1989 eröffnete eine zweite Praxis in Lingen (Ems), die weitere zehn Unternehmen mit 3.300 Beschäftigten betreute. Mit dieser Erweiterung erhielt die Einrichtung ihren heutigen Namen: Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, zog die Praxis in Lingen 2002 in größere Räumlichkeiten um, gefolgt von dem Umzug der Nordhorner Praxis in den NINO-Hochbau in Nordhorn im Jahr 2010.

Bis 2024 sind die Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest weiter gewachsen und betreuen in Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit 250 Unternehmen mit 27.900 Arbeitnehmenden. Die Praxen in Nordhorn und Lingen beschäftigen insgesamt 19 Mitarbeitende, darunter acht Ärzte, sieben medizinische Fachangestellte und drei Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Seit Juli 2023 ist Silke Altevers die ärztliche Leiterin, während die Geschäftsführung bei Gitta Mäulen liegt.

Rede des Vorstandsvorsitzenden Sebastian Wirbals

Der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest, Sebastian Wirbals, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen. In seiner Rede hob er die wichtige Rolle der Arbeitsmedizin in der sich ständig wandelnden Arbeitswelt hervor: „Die klassischen Themen der Arbeitsmedizin, die in der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz verankert sind, sind nach wie vor von zentraler Bedeutung. Arbeiten unter physisch herausfordernden Bedingungen ist genauso wichtig, wie die Berücksichtigung der psychischen Gesundheit“. Die steigende Zahl an Krankheitstagen, insbesondere aufgrund psychischer Erkrankungen, sei alarmierend.

In seiner Rede würdigte Wirbals die Gründung der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest im Jahr 1974 als bedeutenden Schritt zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz in den regionalen Unternehmen.

Der Vorsitzende reflektierte auch die Herausforderungen, wie den wirtschaftlichen Umbruch Ende der 1980er und in den frühen 1990er Jahren, als die Textilindustrie zusammenbrach und die Notwendigkeit bestand, sich als Institution weiterzuentwickeln und anzupassen. Ein weiteres Beispiel für die Anpassungsfähigkeit sei der Umgang mit der COVID-19-Pandemie: „Die enormen Anstrengungen, die unternommen wurden, um unsere Mitgliedsunternehmen zu unterstützen, sind nicht zu übersehen.“ In dieser Zeit führten die Betriebsärzte mehr als 5.500 Erst- und Zweitimpfungen für 146 Unternehmen durch und organisierten zahlreiche Antigen- und PCR-Tests, die für die Sicherheit der Arbeitnehmenden von entscheidender Bedeutung waren.

Mit Blick auf die Zukunft, thematisierte der Vorstandsvorsitzende die Auswirkungen von Digitalisierung, Automatisierung, demografischem Wandel und künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Wirbals unterstrich die Notwendigkeit, neue Kompetenzen zu entwickeln um ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels müssten Arbeitgeber sich verstärkt um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden kümmern, um sie langfristig motiviert und leistungsfähig zu halten. „Wir als Arbeitgeber haben eine zentrale Rolle bei der Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheitsschutz im Arbeitsumfeld“, appellierte Wirbals. Aspekte, wie die Schaffung einer Sicherheitskultur, Schulungen zu sicherheitsrelevanten Themen und die regelmäßige Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen seien entscheidend.

Kreativer Poetry Slam mit Theresa Sperling

Ein Höhepunkt der Jubiläumsfeier war zweifellos der Auftritt der amtierenden deutschsprachigen Poetry Slam Meisterin Theresa Sperling. In ihrem Vortrag verknüpfte sie auf kreative Weise Begriffe wie „Arbeitsschutz“, „Betriebsmedizin“, „Unfallverhütungsmaßnahmen“ und „psychische Gefährdungsbeurteilung“. Ihr origineller Beitrag fand großen Anklang und begeisterte die Gäste im Manz-Saal.

Spannende Einblicke bei Talkrunde

Die Jubiläumsfeier schloss mit einer Talkrunde ab, die von der Geschäftsführerin Gitta Mäulen moderiert wurde. Dabei kamen aktuelle Mitarbeitende der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest, wie die ärztliche Leiterin Silke Altevers, die Fachärztin für Arbeitsmedizin Dr. Birgit Löffler, der Leiter der Arbeitssicherheit Andreas Fritsch sowie der ehemalige Vorstandsvorsitzende Jan Koops zu Wort. Die Diskussion drehte sich um die Entwicklungen in der Arbeitsmedizin in den vergangenen Jahren, aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Trends im Bereich des Gesundheitsschutzes.

Ein zentraler Punkt war die Frage, wie sich die Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest im Laufe der Jahre entwickelt haben. Hier wurde deutlich, dass die Anforderungen an den Arbeitsschutz und die betriebsärztliche Betreuung stetig gewachsen seien. Während früher der Fokus stärker auf Unfallverhütung und klassischem Gesundheitsschutz lag, stehen heute ganzheitliche Konzepte für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Vordergrund, die auch die psychische Gesundheit und eine moderne Arbeitsplatzgestaltung mit einbeziehen.

Ein weiteres Thema der Runde war die Generation Z. Andreas Fritsch gab einen Einblick in seine Erfahrungen mit den unterschiedlichen Generationen im Betrieb und betonte, die GenZ habe im Vergleich zu älteren Generationen eine andere Herangehensweise an die Arbeitswelt. Themen wie Work-Life-Balance, mentale Gesundheit und eine nachhaltige Arbeitsweise seien für diese Generation besonders wichtig. Hierbei sehe Fritsch neue Anforderungen an die Unternehmen.

Auch die demografische Entwicklung und der Arbeits- und Fachkräftemangel kamen zur Sprache. Die Talkrunde war sich einig, dass dies eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre darstelle.

Insgesamt bot die Diskussionsrunde einen spannenden Einblick in die Entwicklungen und Herausforderungen der Arbeitsmedizin und des Arbeitsschutzes, die sowohl für die Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden in den kommenden Jahren von großer Bedeutung sein werden.

Die Jubiläumsfeier bot einen gelungenen Rückblick auf die erfolgreiche Geschichte der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest und einen inspirierenden Ausblick auf die Herausforderungen und Chancen in der Zukunft.

Sebastian Wirbals, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest, bei seiner Rede anlässlich der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen vor rund 100 Gästen im NINO-Hochbau in Nordhorn. Quelle: Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.

Theresa Sperling, amtierende deutschsprachige Poetry Slam Meisterin, bei ihrem kreativen Auftritt anlässlich der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen vor rund 100 Gästen im NINO-Hochbau in Nordhorn. Quelle: Arbeitsmedizinische Zentren Nordwest e.V.